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Zum Beginn der 1930er Jahre hatten sich die "Goldenen Zwanziger" grußlos verabschiedet. Sie dauerten eigentlich nicht länger als vier, fünf Jahre - dann war die Weltwirtschaftskrise da. Die Zeitungen meldeten über drei Millionen Arbeitslose. Bei den Wahlen im September 1930 war die NSDAP zweitstärkste Partei geworden. Die Republik stand vor dem Bankrott. Während es wirtschaftlich bergab ging, erblühte in neuen Kleinkunstbühnen ein Publikumsinteresse an Programmen, die den Zeitgeist literarisch und politisch erfassten.

Eine neusachliche Nüchternheit und die Agitprop-Kultur traten den champagnerseligen Schlagerträumen der vom Großkapital kontrollierten Unterhaltungsindustrie entgegen. Eine neue, junge, sich gegen die rückwärtsgewandte gesellschaftliche Norm stellende Künstlerschar begab sich in Kabarettkollektiven ("Die Brücke", "Die Wespen") und auf eigenen Kleinbühnen ("Küka", "Katakombe") in Berlin und Wien ("Lieber Augustin") auf die Suche nach neuen künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten. Dabei besannen sie sich bewusst auf die Literatur, ja auf die Lyrik, die ja schon an der Wiege des Kabaretts Pate gestanden hatte.

Dieser liberale Geist der fortschrittlichen Künstler war für die Nazis eine unliebsame Konkurenz. Nach der Machtergreifung setzten sie ihre Drohungen schnell in Taten um und verwirklichten die längst schon geplanten Vertreibungen, Internierungen und Morde. Diese Zerstörung der deutschen Kleinkunstkultur konnte bis heute nicht überwunden werden.

Die Schauspieler, Musiker, Sänger und Autoren, die dem Machtbereich der Nazis entkommen konnten, setzten ihre Arbeit unter den schwierigen Bedingungen des Exils fort. In fünzig Ländern fanden sie Asyl und in rund zwanzig dieser Länder spielten und sangen sie ihre musikalisch-literarischen Programme in Cafés, Kellerbars und kleinen Theatern. Das Kabarett und das Chanson brauchen nur einen geringfügigen äußeren Aufwand um die Notwendigkeiten der Brett'l-Kunst herzustellen. So hat sich auch das deutschsprachige Chanson unfreiwillig über die Welt verteilt.

Programmablauf

Teil 1

Es weht ein frischer Wind
(M : Trad., T: Werner Fink)

Ankündigung einer Chansonette
(M : Martin Breebaart, T: Erich Kästner)

Die zersägte Dame
(M : u. T: Friedrich Hollaender)

Chanson vom Geldverdienen
(M : Heinz Greul, T: Karl Schnog, Bearbeitung: M. Koreen)

Herzbrüderlein Popo
(M : Gerhard Bronner, T: Peter Hammerschlag)

Lied der Donaukanalschiffer
(M : Gerhard Bronner, T: Peter Hammerschlag)

Wer läutet draußen an der Tür
(M : Bettina Hirschberg, T: Theodor Kramer)

Mein Vater wird gesucht
(M : Gerda Kohlmey, T: Hans Drach)

Ein Pferd klagt an
(M : Hanns Eisler, T: Bertolt Brecht)

Niggun (Melodie)
(Traditionell / Folksong / Y.L. Cahan) Manuskript M. Koreen

Höchste Eisenbahn
(M : u. T: Friedrich Hollaender, Bearbeitung: Heinz Greul)

Teil 2

Lüneburger Heide und Simmeringer Haad
(M : Gerhard Bronner, T: Peter Hammerschlag)

Der Tierfreund an der Arbeit
(M : Gerhard Bronner, T: Peter Hammerschlag)

Abrüstung
(M : Volksweise - Bearb. M. Koreen, T: Peter Hammerschlag)

Das Menschliche
(Gedicht: Robert Gilbert)

Lied des einfachen Menschen
(M : Kurt Manschinger,T: Jura Soyfer)

Die kleinen Hotels
(M : Konrad Dähn, T: Walter Mehring)

Ich hab kein Heimatland
(M : u. T: Friedrich Schwarz)

Hier ist England - England spricht zu den Frauen Silvestergrüße 31.12.1941
(Text: Bruno Adler)

Die Lorelei
(M : Allan Gray, T: Egon Larsen)

Die Ballade von der Unzulänglichkeit
(M : u. T: Curt Bry)

Der Song von den Träumern
(M : u. T: Luis Fürnberg)

Ein ganzes Leben
(M : Robert T. Odemann / T: Joachim Ringelnatz)

Die ganze Welt ist nichts als Bühne
(M : Gerhard Bronner, T: Ephraim Kishon)

Fotonachweis: Gerd Kaemper, Archiv Koreen, Dieter Grundmann, Wolfgang Wehlau


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