Katja Douchine singt Alexander Vertinsky
Katja Douchine singt Alexander Vertinsky
„Was ich noch zu sagen habe“
Chanson-Poesie

Katja Douchine singt zum ersten Mal in deutscher Sprache die Chansons des russischen Autors und Interpreten Alexander Vertinsky (1889-1957), einer Kultfigur des europäischen Cabarets der 20er und 30er Jahre. Die trunkenen Lieder entstammen dem Nachtfieber der russischen Seele. Kongenial übersetzt von Alexander Nitzberg.

Dem Emigranten und späteren Weltbürger Vertinsky waren seine Chansons von 1917 bis 1944 zum Heimatersatz geworden. Katjas Großmutter besaß noch drei seiner Schallplatten. Bis in die siebziger Jahre durften sie in Russland aber nicht gehört werden.

Heute gibt Katja Douchine der erzählenden Dimension dieser Chansons einen neuen musikalischen Raum. So als wenn gute Freunde zugegen sind, legt sie eine alte Vertinsky Platte auf das Grammophon und der Konzert- (auch Theater-) Abend beginnt. Schnell geraten die Zuhörer in den Bann dieser kondensierten Dramen.

Es ist die Zeit der blauen Stunde. Katja Douchine lässt diesen Traumverlorenen Übergang zwischen Tag und Nacht, getragen vom strömenden Atem der Pianobegleitung von Vlad Kalina in einem singenden Licht erscheinen.

 

Spiegel der russischen Seele
Katja Douchine verzauberte mit Chansons des Bohemiens Alexander Vertinsky
WITTEN

Mit Alexander Vertinskys (1889 -1957) Geschichte, seinen frühen Liedchen und verklärt-dramatischen Chansons fand die Ruhr-Chansonnale auf der Studiobühne der Werk-Stadt ihre Fortsetzung.

Die Schauspielerin und Sängerin Katja Douchine erwies dem Kosmopoliten und Weltstar ihre Reminiszenz, hauchte den Werken erstmalig in deutscher Sprache neues Leben ein. Begleitet wurde sie dabei von Vlad Kaiina am Klavier.
Zum Schellack-Klang einer Originalaufnahme betrat Katja Douchine das Podium, im glamourösen Abendkleid, die Haare nach Mode der Jahrhundertwende onduliert, zweifellos eine Diva. Einen Reisekoffer an der Hand, berichtete sie von den verbotenen Vertinsky-Platten ihrer Großmutter. Eine Stimme ließ autobiographische Episoden aus dem Leben des Bohemiens vernehmen, während Douchine Accessoires zutage förderte, mit knappen Gesten und vielsagenden Blicken die Worte illustrierte.

Bunt wie Vertinskys Lebenslauf waren seine Lieder, berichteten von fremden Ländern seines Exils, zeichneten das Tollhaus der Politik und die Torheiten der Gesellschaft. Walzer, Tango, Salonmusik waren stets durchdrungen von der Melancholie der russischen Seele. Selbst Kritik am Gottesgnadentum der Monarchie, dramatischer Zweifel an der Berechtigung des Krieges blieb immer wieder verbunden mit sanften Begleittönen. Auch der Weltschmerz hat noch Unterhaltungswert!

In Kontrast zu den übersetzten Liedern, die stets auch schwermütige Aspekte enthielten, setzte Douchine solche in Originalsprache, geprägt von schelmischer Heiterkeit, Kinderlieder für Erwachsene. Mit verstellter Stimme, verschmitztem Minenspiel verlieh die Künstlerin diesen Werken eigenwilliges Kolorit.
Die russische Fraktion dankte mit besonders frenetischem Applaus und Blumen. Die beeindruckenden Künstler hätten jedoch größeren Zulauf verdient.
Martin Schreckenschläger - Ruhr Nachrichten Witten 28.04.2008

Süß und bitter
Katja Douchine sang in der Werkstadt Chansons von Alexander Vertinsky
Von Melanie Pohle
Blaue, junge Augen funkeln die Werkstadt-Besucher an. Gleichzeitig verzaubert der stark geschminkte, aber ernste Mund die Chanson-Fans. Die Mimik der Sängerin Katja Douchine teilt sich auf wundersame Weise - drücken die Augen noch kindliche Freude aus, vermitteln die Lippen bereits Bitterkeit.
Vielleicht ist es das russische Erbe einer in Deutschland lebenden Künstlerin, das diese Zwiespältigkeit bewirkt. Niemand anderes hatte die fast 90 Jahre alten Lieder des Russen Alexander Vertinsky wohl mit so viel Leben füllen können. Die Künstlerin Douchine, geboren in Nischnij-Nowgorod und aufgewachsen in einer Schauspielerfamilie, bereichert mit ihrer Interpretation der Vertinsky-Lieder die von Maegie Koreen organisierte „Ruhr-Chansonnale" in der Werkstadt.

Wie schwer muss es für eine Künstlerin sein, vor nur wenigen Zuschauern zu singen und zuspielen? Für die leider überschaubare Zahl an Fans war es ein Geschenk, dass Douchine sich nicht beirren ließ und trotzdem einen tollen deutschrussischen Chanson-Abend zauberte. Die Zuschauer dankten es ihr mit Beifall nach jedem Lied.

Mit Audio-Einspielern, dezenter Begleitung durch den Pianisten Vlad Kalina, schauspielerischen Einlagen und der Energie ihres Ausdrucks und ihrer Stimme brachte Douchine das Leben und Werk Vertinskys näher. Eine moderne Chanson-Darstellung, die auch schon bei dem Konzert „Maegie Koreen trifft Ciaire Waldoff' gut ankam.
Was Koreen mit ihrem Ruhrpott-Charme vermittelt, bringt Douchine - im Glitzerkleid und mit Hochsteckfrisur - durch kleine, zarte Bewegungen und galanten Stimmungswechseln in den Liedern rüber. Wie keine andere Musik steht der Chanson für Melancholie und Bitterkeit, aber immer gepaart mit einem ironischen Blick auf das Leben. Die russischen Lieder umso mehr, wie man an diesem Abend erleben durfte.
WAZ Witten 28.04.2008

 

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